Buchrezension: Süddeutsche Zeitung

3. Dezember 2013

In ihrer Rezension zum „prächtigen Bildband“ über Kahn nennt Laura Weissmüller den populärwissenschaftlichen Autor „eine Art Urvater der Datenvisualisierung“: „Er wollte Wissen in Schaubildern aufbereiten, so dass es wirklich jede und jeder verstand.“ Unter dem visuellen Anschauungsmaterial findet sie „surrealistisch anmutende Ausflüge ins Naseninnere, psychedelische Farbexplosionen bei der Darmschleimhaut und dadaistische Fotocollagen zur Innenstruktur des Knochens. Max Ernst, Giorgio de Chirico und Man Ray standen offenbar Pate.“ Kahns Meisterwerk – die Lehrtafel „Der Mensch als Industriepalast“ – sei kein Indiz eines mechanistischen Menschenbildes, sondern zeige seine Begeisterung für die Technik seiner Zeit: „Genauso wie er für Bauhaus-Entwürfe schwärmte, tat er das für Flugzeuge, Funkgeräte und eben die Industrie. Außerdem sind seine Fabriken keinen seelenlosen Robotern ausgeliefert, sondern werden stets von – verantwortungsvollen – Menschen geführt.“ Weissmüllers Fazit: „Sein Werk geriet in Vergessenheit. Zeit, es wieder zu entdecken.“

Süddeutsche Zeitung